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Kaffeefahrten - Sie haben 3000 Euro gewonnen!

Falls wahr wäre, was mir hier per Brief bis zu einige Mal pro Jahr versprochen wird, dann wäre das auch kein schlechtes "Nebeneinkommen". Denn (angeblich) kann ich mir im August 3000 Euro abholen, andere berichten auch davon, ohne jede Gewinnspiel-Teilnahme auf einmal 10000 Euro gewonnnen zu haben.

Das Prinzip von sogenannten "Kaffeefahrten" hat sich ja vielleicht schon einigermaßen herumgesprochen: Man erhält einen Brief, in dem deutlich unter den üblichen Kosten und in letzter Zeit oft sogar gratis ein Ausflug mit einem Reisebus, ein Mittagessen (typischerweise auch noch Lebensmittel zum Mitnehmen und verschiedene andere Beigaben) und diverses Rahmenprogramm versprochen werden. Verschleiert wird allerdings, dass so eine Fahrt hauptsächlich aus einer mehrstündigen Verkaufsveranstaltung besteht, bei der zum Beispiel Heizdecken, Magnetfeld-Wunderdecken, Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel oder diverse Haushaltswaren zu stark überhöhten Preisen verkauft werden. Die Verkaufsmethoden sind dabei wohl ähnlich jener der MLM-Branche - jedenfalls mit stundenlangem Reden, bis es zumindest ein paar glauben, und mit "Drohungen" und "mehr oder weniger sanftem Druck".

Weil sich das aber offenbar schon zu sehr herumgesprochen hat (vor 20 Jahren habe ich solche Briefe auch schon bekommen, auch wenn die typische Zielgruppe über 60 ist), lockt die "Branche" auch öfters mit der Behauptung, man hätte einen größeren Geldbetrag gewonnen. Ich habe gerade 3000 Euro gewonnen, die ich mir am 27. August abholen kann. Bei sehr genauem Studium des Briefes ist dann allerdings herauszulesen, dass lediglich die (angebliche) Möglichkeit besteht, auf der Fahrt einen Geldpreis zu gewinnen - zumindest ist klein in schwarz auf dunkelblau "Rubbellos" zu lesen. Obwohl, anhand der Formulierung im Hauptext müsste ich mit einem guten Rechtsbeistand aber möglicherweise schon tatsächlich die 3000 Euro bekommen. Nur, wie groß sind wohl die Chancen, von einer Briefkasten-Firma, die regelmäßig ihren Fantasienamen wechselt, Geld zu bekommen? Eine andere Variante ist auch, dass der Gewinn in Wahrheit nur ein Reisegutschein ist - der natürlich nur für bestimmte Reisen einlösbar ist, wo wohl auch niemand etwas zu verschenken hat.

Besonders dreist ist auch der Text, dass man sich von "leeren Versprechungen" und "schwarzen Schafen" distanziere, und darauf hinweist, dass seit 2000 gemäß ABGB Gewinnversprechen auch eingehalten werden müssen (und somit auch zivilrechtlich einklagbar sind). Wenn dann auch noch geschrieben wird, man sei "seriös", dann ist klar, dass dem wohl nicht so ist, ganz so wie eben auch bei diese ganzen "sensationellen Verdienstmöglichkeiten". Interessant ist in diesem Brief vom Juli 2009 auch, dass von §661a ABGB die Rede ist - diesen Paragrafen gibt es aber nur im deutschen BGB, vermutlich wurde also ein für Deutschland gedachter Text schlampig angepasst.

Bei diesem Angebot sieht es auch so aus, wie wenn die Reise vielleicht nach Prag gehen könnte - aber halt, da steht ja "Kundenvorteil" dazu, also gibt es diese Reise wohl nur, wenn man auf der Verkaufsveranstaltung, wo immer diese ist, etwas kauft.



Es mag tatsächlich vereinzelt Reisen und Ausflüge zu günstigten Konditionen geben, bei denen dann vielleicht auch etwas vekauft wird. Erkennbar sind typische, unseriöse Kaffeefahrten aber jedenfalls an folgenden Merkmalen:

-> Es ist nur eine Postfach-Adresse und ein "allgemein" klingender Name wie "Freizeit-Reisen" angegeben. In letzter Zeit werden durchaus auch "echte" Adressen angegeben, wer dort einen "Lokalaugenschein" macht, wird aber vermutlich auch nicht viel mehr als einen Briefkasten finden.

-> Eine Variation ist auch "danke an unsere Kunden für die langjährige Treue", und "wir müssen leider schließen" (so wie von Teppichgeschäften gewohnt), mit Angabe eines Namens, bei dem die Echtheit auch fraglich ist.

-> Es wird behauptet, etwas gewonnen zu haben - wer sich garnicht erinnert, an einem Gewinnspiel teilgenommen zu haben, sollte hier sehr misstraurisch werden. Dies ist auch eine gängige Betrugsmasche im Internet, wobei in diesem Fall dann Gebühren verlangt werden, um die Auszahlung bearbeiten zu können - den Gewinn gibt es dann natürlich auch nicht.

-> Es ist kein genaues oder überhaupt kein Reiseziel angegeben, der Text versucht offenbar etwas zu verschleiern, oder z.B. "Stadtrundfahrt und Weinverkostung", aber nicht wo. Die Lage der auswählbaren Einstiegs-Haltestellen muss auch nichts über die endgültige Fahrtrichtung aussagen.

-> Die Abfahrt ist typischerweise sehr früh, etwa um 6 Uhr 30

-> Es können auch z.B. 3 weitere Personen mitgenommen werden

-> Typisch ist auch ein "reichhaltiges Lebensmittel-Paket", das manche in der Praxis sogar wirklich kostenlos erhalten haben, das aber dann doch nicht so üppig bzw. hochwertig war. Typische Formulierung ist auch "Für Paare bzw. Ehepaare gibt es außerdem ..."

Üblich ist auch, zumindest Berichten nach, abgelegene Gasthöfe als Ausflugsziele auszuwählen, da von dort eine "Flucht" schwierig ist. Am besten also als Altpapier entsorgen, andere warnen und NIE voreilig irgendwas unterschreiben oder auch nur eine "harmlose" Antwortkarte einschicken.

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