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Vorstellungsgespräche

Allgemein

Bewerbungsgespräche bzw. Vorstellungsgespräche (auch als "Interviews" bekannt, was eben nicht nur die Befragung von Prominenten über ihr Privatleben bedeutet) lassen sich grundsätzlich in zwei Gruppen unterteilen:

Einerseits praktisch orientierte, wo es wirklich und ohne großes Herumreden um Fakten geht und andererseits solche, wo zunächst eher getestet werden soll wie gut sich jemand ausdrücken kann bzw. man unter Druck reagiert. Letzteres kann einem besonders bei Personalagenturen (eher bei Personal-Auswahl als bei Personalbereitstellungs- bzw. "Leiharbeits-Firmen") sowie "Glaspalast-Firmen" passieren, wobei die schlimmste Ausprägung davon so genannte "Assessment-Center" sind.

Es gibt zwar je nach Branche gewisse Bekleidungsrichtlinien, man sollte aber trotzdem durchaus entsprechend der eigenen Persönlichkeit auch locker erscheinen. In einer Bank sind Krawatten im Allgemeinen eher üblich als in einem Supermarkt.

Was allgemeine Umgangsformen betrifft so sollte man auch Getränkeangebote eher dankend ablehnen (dies kann mitunter ein Test sein, besonders bei alkoholischen Getränken oder eventuell auch Kaffee, bei einem Glas Wasser, besonders wenn es heiß ist, aber eher nicht) und sich möglichst nicht auf "Chef-Schreibtischen" abstützen oder gar etwas darauf ablegen. Auf allgemeinen Besprechungstischen kann man letzteres aber schon tun, da sie ja dafür gedacht sind. Das Handy abzuschalten und ein paar Minuten vor dem Termin zu erscheinen kann auch nicht schaden.

Möglichst nicht von selbst nach dem Gehalt fragen, oft kommt dieser Punkt ohnehin gegen Ende. Man sollte sich dabei schon vorher informieren was realistisch ist und einen Bereich angeben, der leicht unter dem letzten Gehalt beginnt. Eine zu niedrig angesetzte Zahl kann einen schlechteren Eindruck machen als eine leicht überhöhte Gehaltsforderung ("unter dem Wert verkaufen"). Es soll eher üblich sein, ein Brutto-Gehalt anzugeben, wobei die Ansichten aber wahrscheinlich unterschiedlich sind.


Es gibt eine Reihe von typischen Fragen, die immer wieder auftauchen

"Erzählen Sie etwas über sich" (kommt praktisch immer in etwa dieser Form als Einleitung)

Eventuell das Alter, die besuchten Schultypen (diese und jene Interessen, daher eine bestimmte Schule) und in etwa die bisherigen wesentlichen Berufserfahrungen erzählen (nicht jede kurze Anstellung). Dabei möglichst locker und allgemein, aber dennoch "gescheit" reden.


"Was wissen Sie über uns?" bzw. "Haben Sie schon etwas von uns gehört?"

Kann auch gelegentlich vorkommen, hier ist es von Vorteil sich die Homepage der Firma etwas angesehen zu haben und kurz die Produkte, Dienstleistungen und ev. weitere Filialen oder wie lange es die Firma schon gibt zu erwähnen. Oft kommt daraufhin vom Gesprächspartner/-in eine mehr oder weniger ausführliche Firmen-Vorstellung.


"Wo sehen Sie sich in (z.B.) 10 Jahren?" (kommt häufig bei "Ausquetsch-Gesprächen" vor)

Mit dieser Frage soll getestet werden, ob jemand an einer langfristigen Stelle interessiert ist. Es soll auch aufgedeckt werden ob jemand generell lieber lang- oder kurzfristig denkt. "Ich mache mir keine all zu großen Gedanken über die Zukunft" ist keine gute Antwort, "ich möchte eine stabilen Hintergrund haben" vielleicht eine bessere.


"Warum sind Sie von der letzten Firma (von Firma x) weggegangen?" (kommt allgemein recht oft vor)

Mögliche Antworten wären z.B. mangelnde Entfaltungsmöglichkeiten (sollte aber gut begründet werden), Auftragsmangel (das ist immer gut, wenn es ungefähr so war) oder das Ende eines größeren Projektes dort, man sollte die Firma aber auch nicht schlecht reden wenn man dort nicht gerade monatelang kein Gehalt bekommen hat oder bedroht wurde. Da diese Frage häufig gestellt wird, sollten kürzere Dienstverhältnisse am besten gar nicht im Lebenslauf stehen, wenn es in diesem Jahr auch noch andere, längere gegeben hat.


"Was sind Ihre guten Eigenschaften?" bzw. "Was sind Ihre Stärken?" (kommt häufig bei "Ausquetsch-Gesprächen" vor)

Am besten etwas wie "ich bin immer sehr offen auch andere Tätigkeitsbereiche kennenzulernen", "ich interessiere mich auch immer gern für neue Dinge", eventuell "ich bin sehr kommunikativ" (wenn es stimmt) antworten wenn einem keine bessere Antwort einfällt. Ein mögliches konkreteres Beispiel wäre auch eine große Anpassungsfähigkeit, also etwa mit dem Personal in der Werkstätte genau so gut wie mit der Chefetage reden zu können.


"Was sind Ihre schlechten Eigenschaften?"
(kommt manchmal bei "Ausquetsch-Gesprächen" vor)

Am besten etwas erwähnen, das mit dem Beruf nichts zu tun hat oder etwas, das sich auch in gewisser Weise positiv auslegen lässt. Eine Möglichkeit wäre etwa Redefaulheit bei einer Stelle, wo es nicht um direkten Kundenkontakt oder häufiges Telefonieren geht.


"Wie sind Sie gerade auf uns gekommen?" (eher selten, kann aber vorkommen)

Erwähnen, dass einem der Tätigkeitsbereich der Firma besonders interessiert und dass man da und dort von ihr gelesen hat bzw. vorher schon etwas von ihnen gehört hat, und es daher genau richtig war. "Zufällig entdeckt" oder "im Branchenverzeichnis gefunden" ist vielleicht keine so gute Anwort.


"Warum sollen wir gerade Sie nehmen?"

Das ist eine etwas schwierige Frage, mit der wahrscheinlich wirklich nur das Reagieren unter Druck getestet werden soll. Am besten nochmals erwähnen, dass sich der Tätigkeitsbereich der Firma und die eigenen Interessen besonders gut decken und auf die positiven Eigenschaften zurückkommen. Eine Gegenfrage wie "Warum sollte ich gerade bei Ihnen arbeiten?" ist prinzipiell keine gute Antwort.


"Haben Sie noch Fragen?"

Damit soll an sich wirklich nur angedeutet werden zu einem Ende kommen zu wollen, man kann durchaus antworten, erst einmal genug erfahren zu haben. Eine intelligente Frage zu einem Thema, das bis jetzt nicht zur Sprache gekommen ist (z.B. wie die Tätigkeit in der Praxis ablaufen wird, an welchem Ort genau) ist aber auch nicht verkehrt. Fragen nach Arbeitszeiten oder Gehalt, oder ob es ein Angestelltenverhältnis oder sonst etwas ist, jetzt eventuell vorsichtig stellen, wenn es bisher nicht zur Sprache gekommen ist.


"Wohnen Sie zuhause?"

Das ist eine denkbare Fangfrage um zu testen, ob jemand bei den Eltern wohnt - wohl insbesondere bei etwa 20- bis 30-Jährigen. Am besten gelassen so etwas wie "Ja die meisten wohnen zuhause" antworten. Wer bei den Eltern wohnt, könnte bei weiter gehenden Fragen damit antworten, allein in einer Wohnung zu leben, obwohl als Erwachsener bei den Eltern zu wohnen als Tabuthema gilt, so kommt es doch recht häufig vor und manche haben dann vielleicht eine Art "Wohnung in der Wohnung".


Ein von mir erlebter Fall im EDV-Bereich war auch, dass ein Anruf eines Mitarbeiters mit einem Problem im Bewerbungsgespräch simuliert wird. Auf ein schlichtes "mein Computer geht nicht, ich kann mich nicht anmelden und habe alles probiert..." sollte man mit der einfachsten Möglichkeit anfangen und fragen, ob alle Kabel angesteckt sind.

Sollten jetzt noch Fragen wie "Was war Ihr letzter großer Erfolg?" kommen (vielleicht etwas im privaten Bereich erwähnen, aber nicht näher darauf eingehen, weil es eben sehr privat ist), dann ist das Gespräch ohnehin nur nach Absolvierung eines Rhetorik-Seminars erfolgreich zu bestehen ;-)

Es ist vorteilhaft, Zeugnisse und sonstige Unterlagen mitzunehmen, verlangt werden sie aber meistens nicht. Es ist auch nicht nötig, diese von sich aus anzubieten (wenn, dann gegen Ende). Ein Teil des Verabschiedungs-Rituals ist üblicherweise auch, sich für das Gespräch bzw. "Ihre Zeit ..." zu bedanken.

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